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  An dieser Stelle finden Sie Beiträge

zur 1250 Jahrfeier der Stadt Östringen

     an denen das Heimatmuseum

    direkt oder indirekt beteiligt ist. 

 

                                               

 

Party Nonstop – So gut war das Östringer Jubiläumswochenende  ← Klick

 

Zum Töpfern


              

   Die Kostbarkeiten auf Östringer Gemarkung erhalten

 

In der Reihe „Unsere Heimat kennen lernen“ sprach Jürgen Alberti in der Stadtbücherei Östringen zum Thema „Wildnis Östringen“. Er breitete sein enormes Fachwissen über die Flora und Fauna des Kraichgaus und im Detail über die Östringen Gemarkung vor rund sechzig neugierigen Besuchern in allgemeinverständlicher Form aus. Leidenschaftlich warb er um den Schutz der gefährdeten Pflanzen- und Insektenarten. Gleichzeitig zeigte er in wunderschönen Bildern die noch Vorhandenen Kostbarkeiten auf Östringer Feldern, Wäldern und Wiesen. Seit Jahrzehnten erfasst der engagierte Biologe und Umweltschützer fotografisch die Bestände und beklagt das Verschwinden vieler Arten, die zur Zeit seiner Kindheit noch üppig in der Flur sprossen oder schwirrten. Den rapiden Artenrückgang führte der Kenner der Situation auf den Flächenverbrauch, die Monokulturen in der intensiven Landwirtschaft und die Unkenntnis und Gleichgültigkeit vieler Menschen zurück, die Pflanzen und Tiere in nützlich und unnütz einteilen, die Vorgärten durch Kiesschüttungen ersetzen und die überwältigende Schönheit der Natur übersehen.
Er verstand es vortrefflich, komplexe Zusammenhänge anschaulich zu erklären. Humorvoll schilderte er die raffinierten Tricks, die Pflanzen und Tiere entwickeln, um ihre Art zu erhalten.
Ins Staunen versetzten den Besucher die professionell gemachten Bilder. Farbenprächtige Orchideen, blühende feuchte Jurawiesen, Bienen, Wespen und Käfer in ihrer natürlichen Umgebung, bunte Falter und selten gewordene heimische Vögel zeigte er in gestochen scharfen Fotos. Mit Herzblut beschwor er „den Brettwald, ein einmaliges Kleinod, für die Zukunft zu bewahren“, bevor er zum Schluss augenzwinkernd bemerkte, das Thema „Wildnis Östringen“ sei dann doch wohl Quatsch gewesen. (Bac)

 

Jürgen Alberti bei seinem Vortrag

 

 

 


 

Fasstür mit Relief für Andreas Würker    

 

 

Die Bevölkerung würdigt die Verdienste des Freundeskreises im Jubiläumsjahr nicht nur durch guten Besuch, sondern die Bürgerinnen und Bürger  spenden großzügig und bringen sich aktiv in die Veranstaltungen ein. Drei breitgefächerte Themen behandeln die Hobbyhistoriker: Erstens „Unsere Heimat kennenlernen“, zweitens „Ein bäuerliches Jahr wie es die Großeltern erlebten“ und drittens „Aussterbende Berufe“. Michaela Klefenz und das Team Ruhbenderhaus um Walter Rothermel erfahren begeisterte Unterstützung durch Östringer Handwerker. Thomas Barth bereichert das Jahresprogramm mit seinen Schülerinnen und Schülern des Leibniz Gymnasiums.
Bäckermeister Andreas Würker backte im Februar auf dem Leibergplatz öffentlich Holzofenbrot
und versorgte die Bierverkoster im Ruhbenderhaus mit köstlichem Treberbrot, das er mit den Gärrückständen bei der Bierherstellung zubereitete.  Walter Rothermel dankte dem engagierten Bäcker und überreichte ihm eine Fasstür mit einem schönen Relief, das aus einem Abrisshaus in Zeutern stammt und den hl Martin zeigt.                                                                  

            Eine Delegation des Freundeskreises überreicht Andreas Würker ein Martinsrelief.              v.l. Klaus Appel, Karl-Heinz Breitner, Andreas Würker, Walter Rothermel, Gerold Buchmüller.

 



Römische Kaiser in Östringen

 

Dr. Peter Knötzele, der wissenschaftliche Berater des Römermuseums in Stettfeld, sprach im Rahmen des Stadtjubiläums in der Reihe „Unsere Heimat kennenlernen“ über die Römer in der Region und im Besonderen über römische Funde in Östringen. Mit dem zugespitzten Thema weckte er bei den über dreißig Anwesenden die Neugier. Sie erwarteten Antworten auf die Frage: Welcher Kaiser hinterließ wann Spuren in Östringen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 Dr. Peter Knötzele bei seinem Vortrag

 

Knötzele berichtete von den Lebensverhältnissen in der Provinz Germania Superior, die im Osten vom Limes begrenzt wurde, während der Regierungszeit der Adoptivkaiser Hadrian (117 – 138), Antoninus Pius (138 – 161),Marc Aurel (161 – 180) und Commodus (180 – 192). Im 2. Jahrhundert breitete sich das römische Reich weiter aus, der Limes wurde weiter nach Osten verlegt, aus dem Verteidigungssystem wurde eine Kontaktzone, Römer und Germanen trieben Handel mit einander es herrschte ein gewisser Wohlstand.

Die Städte Ladenburg und Baden-Baden wurden gegründet; bei Wiesental befand sich ein Kleinkastell für etwa 30 Mann, die für die Sicherung der römischen Bergstraße entlang der Vorhügelzone des Kraichgaus zuständig waren. Um das Jahr 120 n. Chr. entstanden an dieser Straße die Siedlungen Wiesloch und Stettfeld.

Stettfeld, nur neuen Kilometer von Östringen entfernt, wurde zum Zentralort dieser Gegend. Die Innenwände der unterkellerten Streifenhäuser waren teils verziert, standen giebelseitig zur Straße und besaßen zum Teil Heizung und Bad. Schöne Verzierungen und Bemalungen sind in Bad Wimpfen, Durlach und Wössingen erhalten. Vor einigen Jahren wurden bei Stettfeld Töpfereien und eine große Ziegelei freigelegt.

In Östringen wurden tatsächlich zwei römische Kaiser auf Münzen gefunden. Der aus Silber geprägte Denar, nach der Goldmünze Aureus die zweithöchste Währung, trägt das Portrait des Antoninus Pius und auf der Rückseite die Unterschrift CLEMENTIA. Sie wurde zwischen 140 und 143 n. Chr. geprägt. Der zweite, ein Sesters des Kaisers Commodus aus dem Jahre 190 wurde im Jahre 1954  in der Mühlstraße in 50 Zentimeter Tiefe gefunden.

Ziegel und Heizröhrenstücke, die von einer Fußbodenheizung stammen, wurden auf dem Friedhof gefunden. In Tiefenbach fand man bei Feldbegehungen römische Reste, darunter Ziegel mit den Buchstaben LPL, die in Stettfeld hergestellt wurden. Das im Römermuseum Stettfeld aufbewahrte Dreigötterrelief mit Apollo, Minerva und Merkur soll nach Odenheim gelangt sein. In Odenheim erzählt man sich, dass man römische Münzen im Klingelbeutel gefunden habe.

Um das Jahr 260 überrannten germanische Kämpfer den Limes und zerstörten römische Siedlungen. In verfüllten Brunnen in Stettfeld fand man Statuen und Reliefs, die entweder von den Germanen entsorgt oder von Dorfbewohnern auf diese Weise versteckt wurden. Im Brunnen der Ziegelei fand man mehrere Erschlagene.

Die Leiterin der Stadtbücherei Carola Zabler überreichte dem Referenten Wein aus Reben, die  die Römer vor rund 2 000 Jahren in unsere Heimat brachten. (Bac)


 

Schule früher und heute  - das musische Projekt 2018 der TMRS

„Schule früher und heute“, so lautete der Name des diesjährigen musischen Projektes der Thomas-Morus-Realschule Östringen. Ein Schuljahr lang haben sich die 120 Sechstklässler der TMRS unter der Anleitung von sieben Lehrern aus verschiedenen Fächern auf ihren Auftritt am Samstag im Festzelt anlässlich des 1250jährigen Stadtjubiläums vorbereitet.

„Schule früher und heute“,  wer damit gerechnet hatte, langweilige Unterrichtsstunden anschauen zu müssen, wurde glücklicherweise eines Besseren belehrt. Vielmehr hatten die Schülerinnen und Schüler auf der Grundlage der Erzählung „Bei Battlehners daheim“ von Stefan Bachstädter eine spannende Revue erarbeitet, mit der sie Einblicke ins Leben der Lehrerfamilie Battlehner aus Östringen gaben. Dabei wurden die Kinder nach ihren persönlichen Neigungen in Theater-, Sport-, Tanz-, Akrobatik-, Rhythmus- und Bühnenbild-Gruppen aufgeteilt.

 In historischen Kleidern und vor ebensolcher Kulisse, vieles davon ausgeliehen vom Badischen Schulmuseum in Karlsruhe oder liebevoll hergestellt von der Bühnenbild- und der Kulissengruppe, wurden selbstgeschriebene Theaterszenen zu Familie, Schule und Unterricht aufgeführt. Die Sportler kamen purzelbaumschlagend durchs Fenster ins historische Klassenzimmer, hüpften seilspringend wieder nach Haus und zeigten dem Publikum, wie eine Sportstunde damals aussah;  da durften die Kniebeugen und die Trillerpfeife nicht fehlen. Die Tänzer zeigten in historischen Kleidern und in zerfetzten Jeans, dass Mädchen heute wie früher mit den Hüften schwingen, sobald Musik ertönt. Und die Rhythmusgruppe tat das, was alle Schüler bis heute im Unterricht tun: Krach machen, aber im wohlorganisierten Rhythmus. Da klopften in bester Stomp-Manier Besen auf den Boden, Hände auf die Oberschenkel und Bücher auf den Tisch.

Zum Abschluss der Show standen nochmal alle gemeinsam auf der Bühne und sangen aus voller Kehle den Song „Music makes the world go round“, auch das etwas, was für damals und heute gleichermaßen gelten mag.

Das Publikum belohnte die jungen Künstler, die eine mitreißende Show gezeigt hatten, mit dem wohlverdienten Applaus. Auch Stefan Bachstädter, dessen Buch den Schülern als Vorlage gedient hatte, das Ehepaar Battlehner, um deren Vorfahren es in ebendiesem Buch geht, und Trudel Zimmermann vom Badischen Schulmuseum waren begeistert, auf welch anschauliche Art die Schülerinnen und Schüler die Vorlage umgesetzt und so die Vergangenheit lebendig gemacht hatten.

 



 

Der Seiler

Im Laufe des Jubiläumsjahres stellt der Freundeskreis Heimatmuseum jeden Monat einen aussterbenden oder schon ausgestorbenen Beruf vor, um so die Handwerke vor dem Vergessen zu retten und der jungen Generation einen nostalgischen Eindruck von früher zu verschaffen.
Begleitend zu den Vorführungen gestaltet Michaela Klefenz im Heimatmuseum Sonderausstellungen mit erklärenden Texten, Bildern und Werkzeugen.  Am Marktsonntag stand der Seiler im Mittelpunkt. Plakate im alten Rathaus erzählten die Geschichte der Seilherstellung vom alten Ägypten bis zur Gegenwart. Sie berichteten über die Herstellung der Seile durch Flechten oder Verdrillen in der Fachsprache Schlagen genannt, wobei die Schlagrichtungen linksgängig (S-Schlag) oder rechtsgängig (Z-Schlag) verlaufen können. Darüber hinaus wird auch der Kreuz- und Gleichschlag angewandt.
Seile werden miteinander durch Spleißen verbunden; Seile aus Naturfaser werden verknotet, Kunststoffseile verschmolzen oder verklebt. Auf den Tischen im Museum lagen Naturfaser-, Kunstfaser- und Metallseile aus, die früher von Hand und heute maschinell hergestellt werden.
Eugen Dücker und seine Frau Gerlinde kennen sich mit der handwerklichen Herstellung von Seilen aus. Sie besitzen einen sogenannten Seilerkarren, mit dem sie auf mittelalterlichen Märkten oder Festen das Seile drehen vorführen. Leider kamen nur wenige Besucher in Genuss, sich seinen eigenen Strick zu drehen, weil mitten im Marktgeschehen kein Platz für Dückers war und ihre Handwerkskunst im abseits gelegenen Ruhbenderhaus wenig Beachtung fand. Schade! (Bac)

                                               

 



 

Einblicke in altes Handwerk

Aktionstag in Östringen: Museumsfreunde boten Zeitreise in die Vergangenheit

Der Freundeskreis des Östringer Heimatmuseums vermittelte am Sonntag im Rahmen seiner Veranstaltungen zum 1250-jährigen Ortsjubiläum gleich mehrfach interessante Einblicke in die Lebensumstände und Handwerke früherer Zeiten. So rückte eine Sonderausstellung die traditionellen Methoden der Feldbewirtschaftung in den Fokus und informierte unter anderem über die verschiedenen Arbeitsschritte beim Getreideanbau vom Mähen über das Trocknen, Entspelzen und Dreschen bis zur Lagerung.

 Die Ausstellung im Heimatmuseum

 

Im Ruhbenderhaus am Leibergplatz demonstrierte Silvia Mecke den Besuchern außerdem die Handwerkskunst des Papierschöpfens und zeigte dabei, wie man damit heute noch mit ein wenig Kreativität auf einfache Weise originelle Einladungskarten oder kleine Präsente herstellen kann. Auf besonderes Publikumsinteresse stieß außerdem die ständige Ausstellung historischer landwirtschaftlicher Geräte in der Scheune des Ruhbenderhauses.

 Großes Interesse am Papierschöpfen im Ruhbenderhaus

 

Großen Andrang verzeichneten die Museumsfreunde darüber hinaus in der ehemaligen Wagnerei Förderer in der Allmendstraße, die beim Aktionstag ihre Pforten öffnete. Die einst Mitte der 1920er Jahre von Josef Förderer eingerichtete Werkstatt, in der später auch dessen Sohn Manfred das Wagnerhandwerk erlernte, ist noch weitgehend in der ursprünglichen Form erhalten.
Den zahlreichen interessierten Besuchern erläuterte Manfred Förderer an der Radmaschine, dem Zapfgerät, der Vorrichtung zur Herstellung von Speichen und den vielen anderen noch vorhandenen Werkzeugen die Vorgehensweise beim Bau von Holzrädern sowie von Kasten- und Leiterwagen und blieb auch die Antwort nicht schuldig, was es mit dem sogenannten "Faulenzer", einer speziellen Auflage für Leiterbäume und andere längere Arbeitsstücke, auf sich hatte.

                             Der Aktionstag.                           Manfred Förderer erklärt die Funktion der Radmaschine.          Verschiedene Geräte und Schablonen.

                    Die Bandsäge Baujahr 1923.                                          Die Nabenbohrmaschine                                          Und hier der "Faulenzer"
 
    Drechselkünstler Günter Heinrich bei der Arbeit                     Gedrechselte Kunstwerke                                      Gedrechselte bunte Tanzknöpfe
 
 
(Text: Wolfgang Braunecker, Bilder: Reinhard Längle)
 

 

 

                                         Das geheimnisvolle Volk der Kelten

Das Veranstaltungsprogramm zur 1250 Jahrfeier der Stadt Östringen enthält mehrere Vorträge in der Reihe „Unsere Heimat kennen lernen“.

Dr. Günther Wieland vom Landesamt für Denkmalpflege referierte als Leiter der Fachbereiche Archäobiowissenschaften kompetent und detailliert über die Kelten, die in der Hallstatt- und Latènezeit (8. bis 1. Jh. v. Chr.) weite Teile Europas bewohnten. Im Wesentlichen beschränkte er sich auf Forschungen zu den Bestattungs- und Siedlungsarten der Kelten, deren Kultur wegen fehlender schriftlicher Überlieferung weitgehend in rätselhaftem Dunkel bleibt. Überschaubare Hinweise geben die Gräber und Siedlungsreste.

Überraschende Ergebnisse lieferte die Ausgrabung des prächtigen Fürstensitzes Heuneburg bei Sigmaringen. Im Raum zwischen oberer Donau und Rheinknie befand sich ein Zentrum der Macht und des Handels, dessen Netz ganz Europa umspannte. Donau und Rhein ermöglichten den Transport von Handelswaren wie Zinn, Kupfer, Eisen in großen Mengen.

In Sinsheim-Dühren und Richen wurden im 19.Jh. 15 Gräber mit Durchmessern von 10 bis 17 Meter freigelegt, in denen bis zu 80 Bestattungen stattfanden. In Sulzfeld und Sternenfels wurden neben Hügelgräbern auch Steinnekropolen gefunden.  Den Toten wurden Bronzeschmuck, Waffen und Bronzefiguren ins Grab mitgegeben. Den Pferden, die sie als Arbeits- und Reittiere nutzten, kam eine wichtige Bedeutung in ihrer Kultur zu, so Günther Wieland

Sie siedelten vorzugsweise auf Höhen und umgaben die Einzelgehöfte oder kleinen Weiler mit mächtigen Wällen und bis zu zwei Meter tiefen Gräben; häufig hatten sie die Form einer Viereckschanze, wie sie bei Gerichtstetten freigelegt wurde.  

In den Haushalten wurden Gefäße aus Ton und Bronze verwendet. Die Werkzeuge aus Bronze und Eisen erlaubten den Handwerkern auch die Bearbeitung von härteren Materialien. Die Frauen der  Bauern mahlten das Getreide zwischen Steinen. Auffällig sind die bei Dossenheim gefundenen Napoleonhüte. Es handelt sich dabei um einen dem napoleonischen Dreispitz ähnelnden Basaltstein aus der Eifel, der mit dem spitzen Teil in den Boden gesteckt als Auflage für die Körner diente, führte der Referent aus.

Auf der Gemarkungsgrenze zwischen Östringen und Mühlhausen im Gewann Grummbach befindet sich die größte zusammenhängende Hügelgräberanlage in Baden-Württemberg mit über 80 Bestattungen aus der Zeit der Kelten. Und schon im 19. Jahrhundert wurden einige dieser Gräber nach dem damals archäologischem Standard ausgegraben und dokumentiert. Die meisten Funde sind jedoch in den Kriegswirren verschwunden.

 

Wegen mehrerer Parallelveranstaltungen in den benachbarten Schulen ließ der Besuch bedauerlicherweise zu wünschen übrig. (Bac)


 

                                     Weinküfer zeigen traditionsreiches Handwerk

                                                      

Wer geglaubt hatte, dass sich das Interesse der Östringer Bevölkerung an aussterbenden Berufen nach vier Monaten abschwächen würde, wurde am Sonntag im Hof des Ruhbenderhauses am Leibergplatz eines Besseren belehrt. In den vergangenen Monaten präsentierte das Team Ruhbenderhaus im Freundeskreis Heimatmuseum den Schmied, den Bäcker, den Korbflechter und die Textilberufe. Am Sonntag fügten Böttchermeister Franz Markheiser  aus Hilsbach und Küfer Oskar Reiser aus Zeutern aus Kufen, Brettern und Reifen nach überlieferten Methoden ein Holzfass zusammen. Interessiert umstanden ganze Familien die Handwerksmeister und bewunderten ihr handwerkliches Geschick. Die Erwachsenen ließen sich die einzelnen Schritte bei der Montage des Fasses von den Fachleuten erklären. Zahlreiche Fässer und Bottiche wurden in einer kleinen Ausstellung gezeigt. Parallel zur Vorführung der Weinküfer zeigte Michaela Klefenz im Museum in Bildern und Texten die Geschichte und die Vielfalt des Küferhandwerks. Die Veranstaltungen leisteten einen Beitrag zum Jubiläumsprogramm der Stadt anlässlich ihrer ersten Erwähnung vor 1250 Jahren. (Bac)

                

                                                      Küfermeister Franz Markheiser (rechts) und Oskar Reiser zeigen das fertige Fass

 


    

                                                                           

 

Aussterbendes Textilhandwerk gezeigt                                                    

                                                Experte Claus Kropp, Leiter des Freilichtlabors Lauresham, unter den Besuchern                              

Scheuchte der eisige Winter im März die Menschen in die Östringer Museum, so lockte im April die die Sonne überwältigend viele Besucher zu den Wochenendveranstaltungen des Freundeskreises  aus Anlass des 1250-Jahre-Jubiläums in das Alte Rathaus und das Ruhbenderhaus. Unter dem Jahresthema „Altes Handwerk – aussterbende Berufe“ ging es um die Kleidung.
Im Museum referierte das Mitglied des Freundeskreises Heimatmuseum und gelernter Weber Karlheinz Grundl zum Thema „Vom Faden zum Textil“ und ließ sich beim Weben auf einem museumseigenen Webstuhl zuschauen. Sein reiches Fachwissen, das er sich in der Entwicklungsabteilung der ICI Faserwerke angeeignet hatte, war bei den Besuchern gefragt. Begleitend zeigte die von Michaela Klefenz  organisierte Ausstellung Werkzeuge, Materialien und erklärende Schautafeln zum Weberhandwerk.
Der Hof des Ruhbenderhauses reichte nicht aus für die verschiedenen Vorführungen und Mit-mach-Aktionen. Vor dem offenen Hoftor staunten die Kinder über ihre selbst gefertigten dekorativen Filzdeckchen, die ihnen unter Anleitung von Tatjana Krüger in nasser Filztechnik gelangen. Daneben präsentierte sie Filzpantoffeln und Kleidung aus eigener Herstellung.
An anderen Tischen wagten sich Mädchen an die Gestaltung von Kunstobjekten mit der Nadelfilztechnik und kamen von Gabi Stieglitz angeleitet zu schönen Ergebnissen, die sie stolz ihren Angehörigen zeigten.
Die Besucher konnten den Blick nicht von den flinken Händen der Spinnerinnen am Spinnrad vom Heimatverein Wiesental wenden. Jasmin Kropp ließ sich anstecken, griff zur Spindel und ließ den Faden geschickt durch die Finger laufen. Sie besuchte mit ihrem Mann Claus, der das Freilichtmuseum Lauresham leitet, die Veranstaltung. Gezeigt wurde, wie Leinenfasern und Wolle für das Spinnen vorbereitete werden. Bestaunt wurden die kunstvoll gedrechselten Spinnräder, die in feiner handwerklichen Kleinarbeit gefertigt waren.
Die Mitarbeiter des Freundeskreises fühlen sich beflügelt von dem großen Interesse, das seine Veranstaltungen zum Jubiläum wecken und laden schon jetzt für den Mai ein, wenn die historische Person Maria Anna Zopf nachts in romantischer Atmosphäre durch das Museum führt oder der Weinküfer- und Böttchermeister im Ruhbenderhaus arbeitet. (Bac)

Spinnerinnen des Heimatvereins Wiesental 

 

 Gabi Stieglitz leitet Kinder zum Nadelfilzen an.

                                                                                               


 

Der eisige Wind scheuchte die Besucher in die Östringer Museen.

Der Beruf des Korbflechters stand im Fokus der Veranstaltungen im Heimatmuseum und im  Ruhbenderhaus  in der Reihe „Altes Handwerk und aussterbende Berufe“ zum 1250jährigen Stadtjubiläum.

Begleitet wurden die Vorführungen und Mit-mach-Aktionen von Ausstellungen zu den Osterbräuchen und zu Korbwaren.

Während auf den Straßen und am Leibergplatz nur wenige Personen mit Mützen und hochgestelltem Kragen dem Wind trotzten, drängten sie sich in den Museen. Bei Halbzeit waren schon über 100 Besucher im schnuckeligen Ruhbenderhaus gezählt, wo sie Freddy Bopp und den Kindern beim Korbflechten zuschauten, sich die Hände am Kanonenofen wärmten, in anheimelndem Ambiente Kaffee aus bunten Sammeltassen tranken und aus steinernen Krügen Wein in grüne Römergläser schenkten.

Im Hof des 300 Jahre alten Anwesens erinnerten geflochtene Brotkörbchen, stabile Kartoffel- und Holzkörbe und riesige Futterkörbe, sowie Korbflaschen an die Vor-Plastik-Zeit. Ein Hauch von Ostermarkt war bei den Kunden zu spüren, die sich neue Körbe kauften.

Im Alten Rathaus flocht Juliane Eckstein hübsche Gegenstände für die Dekoration der eigenen vier Wände. Die frischen Weidebündel aus der Pfalz luden nach Längen sortiert zum kreativen Mitmachen ein. Buchstäblich im Handumdrehen entstanden, Kränze, Körbchen, Schiffchen und Herzen aus Weidenruten. Eckstein erläuterte die einzelnen Arbeitsschritte, sprach über die Eigenschaften des Werkstoffes und die Billigerzeugnisse aus Asien, die oft von Kindern zu Dumpinglöhnen gefertigt werden.


 

                                 

 

 

Der Korbflechter und die Kinder

 

 

Korbflechten im Heimatmuseum

Michaela Klefenz informierte auf Texttafeln über das Handwerk des Korbflechtens und über Osterbräuche. Dazu zeigte sie Holzkarren in verschiedenen Ausführungen und Größen, die in der Zeit vom Gründonnerstag bis zur Osternacht die Kirchenglocken ersetzen.

Am Karsamstag ziehen die Östringer Messdiener mit ihren meist selbstgefertigten Karren, die ohrenbetäubenden Lärm erzeugen,  von Haus zu Haus und erbitten eine kleine Gabe zur Belohnung für ihren ehrenamtlichen Dienst am Altar das ganze Jahr über. Die üblichen Geschenke sind Ostereier, Süßigkeiten und Münzen.

Ihr Spruch lautet: „Wir haben gekarrt am Heiligen Grab, darum gebt uns eine Gab, nicht so groß und nicht zu klein, dass sie geht ins Körbelein." Sie danken: "Ihr habt uns eine Gab gegeben, darum sollt ihr glücklich leben, glücklich eure Freunde, glücklich eure Kinder." Sie verfluchen: "Ihr habt uns keine Gab gegeben, darum soll euch der Teufel fegen." (Bac)

(Östringer Stadtnachrichten vom 23.03.2018, Text: Stefan Bachstädter, Bilder: Reinhard Längle)

 


                       Die Vorstellung vom dunklen Mittelalter ist falsch

Claus Kropp vom Kloster Lorsch ließ Östringen im frühen Mittelalter lebendig werden.

 

Einen weiteren Höhepunkt in der Veranstaltungsreihe der Stadt Östringen zum 1250-Jahre-Jubiläum setzte der Leiter des Freilichtlabors Lauresham Claus Kropp vor über 100 Zuhörern in der Stadtbücherei. Der Wissenschaftler und Praktiker, dem die BNN in der Wochenendausgabe eine ganze Seite widmete, zeichnete in seinem Vortrag zur ersten Erwähnung Östringens ein detailliertes   Bild Östringens im frühen Mittelalter. Er schilderte, wie die Menschen damals lebten, arbeiteten, wohnten, welche Berufe sie ausübten und veranschaulichte die Schilderung mit Bildern aus dem Freilichtlabor Lauresham. „Die Leute damals waren nicht dumm, es waren Menschen wie wir. Das Mittelalter war nicht finster“, führte Kropp aus.

Am Beispiel des Weltkulturerbes zeigte er die Bedeutung der ersten Klöster im Frankenreich für die Entwicklung ihres Einzugsbereichs auf. Das von seinem Vater Pippin gegründete Kloster Lorsch sollte nach dem Willen Karls d. Gr. den Odenwald und Kraichgau kultivieren.
Der Herrenhof mit Kirche, Wohnhäusern und Wirtschaftsgebäuden war die damalige Siedlungsform. Intelligente Handwerker bauten Häuser aus Holz, Flechtwerk und Lehm, deckten sie mit Reet und Stroh und erreichten Dämmwerte, die heutige moderne Bauten nicht erfüllen.   

Die Innenräume waren komfortabel ausgestattet und unterstrichen durch den erhöhten Sitz am Tisch die übergeordnete Stellung der Hausherren. Künstlerisch anspruchsvolle Möbel mit fein gedrechselten Verzierungen leisteten sich die Wohlhabenden.
Nachhaltig und resourcenschonend verarbeiteten die Handwerker die Rohstoffe, ohne Abfälle zu erzeugen. Ihre Werkzeuge unterschieden sich nicht wesentlich von den heutigen.

Die Landwirtschaft schonte die Natur durch den Einsatz von Zugtieren. Vielfalt im Anbau von Getreide schützte bei Wetterkapriolen vor dem Totalausfall. Die Menschen lebten eng mit den Tieren zusammen und ernährten sich von ihnen.

Die erste Erwähnung im Jahre 768 versah der vorsichtige Referent zwar mit einem Fragezeichen, sah sie aber wissenschaftlich als gesichert an und stützte sich dabei auf die Glöcknersche Bearbeitung des „Codex Laureshamensis“ in der deutschen Übersetzung von Minst: „Donatio Dudonis in eadem villa (768?) Aug. 18“  Ein Faksimile der Seite, auf der Östringen erstmals erwähnt ist, war in Originalgröße ausgestellt.

Die zahlreichen Fragen der Besucher bewiesen das starke Interesse an den Ausführungen Kropps.
Bürgermeister Felix Geider dankte den vielen Ehrenamtlichen unter den Anwesenden, die sich in die  Veranstaltungen der Stadt wirkungsvoll einbringen und lud sie ein, die Gelegenheit zum Besuch des Klosters am 11. und 21. April 2018 wahrzunehmen. (Bac)

(Stadtnachrichten vom 16.03.2018, Text: Stefan Bachstädter)

 


 

Überwältigendes Interesse an Kirchenführung

Michaela Klefenz und Jürgen Östringer staunten am Sonntagnachmittag nicht schlecht, als sich über 80 Besucher am Südportal der katholischen Kirche St. Cäcilia versammelten, um Informationen aus erster Hand zu erhalten.

Ein Großteil der Besucher kannte ihre Kirche von klein auf, Zugezogene wollten mehr über den Wohnort wissen und zahlreiche Interessierte kamen aus den Nachbargemeinden.

Beeindruckt zeigten sie sich von dem harmonischen Ensemble mit der Kirche dem Rathaus, dem Brunnen und der Mariensäule, die sich um die 100jährige Linde gruppieren.

Der entlaubte Baum ließ den freien Blick auf die Ölberggruppe am halbrunden Chor Bau der Kirche zu. Das benachbarte Pfarrhaus komplettiert den Gesamteindruck.

Bei einer Kirchenführung erlebt man den Innenraum anders als bei Gottesdiensten. Die Gäste ließen die gewaltigen Ausmaße der dreischiffigen neuromanischen Basilika auf sich wirken, während ihnen die Hobbyhistoriker Einzelheiten zu der Ausgestaltung und den Renovierungen erzählten.

Auf der geräumigen Empore erfuhren sie unter anderem von zwei gründlichen Instandsetzungen der kostbaren Steinmeyerorgel.

Die Kirchenführung, ein Beitrag der katholischen Kirchengemeinde zum 1250-Jahre-Jubiläum der Stadt, lieferte den Beweis dafür, dass die Bevölkerung stark interessiert ist an der Geschichte der Stadt. (Bac)

(Stadtnachrichten 09.03.2018,Text und Bild: Stefan Bachstädter)