Die gute Ernte lohnt dem fleißigen Bauern seine Jahresarbeit.
Rechtzeitig vor den Ferien war das Getreide auf dem Versuchsfeld des Leibniz-Gymnasiums im Gewann Heuern reif. An der Schmalseite eines jeden Ackersegments informierte eine eng beschriebene Tafel über die betreffende Pflanze. Die neunte Klasse des LGÖ von Thomas Barth schwang die Sense, um das prächtig dastehende Getreide einzubringen. Für ihren erkrankten Lehrer sprang der pensionierte Wolfgang Essig ein und betreute die Klasse bei dem Projekt. Die Erfahrung für die praktische Umsetzung des Projekts brachten Alfons Holzinger, Walter Rothermel, Manfred Huber und Gerold Buchmüller vom Team Ruhbenderhaus ein. Fünfte und sechste Klassen wollten bei dem Ereignis dabei sein und beteiligten sich tatkräftig an den Arbeiten. Petrus bescherte ein tolles Erntewetter im Übermaß, so dass sich die Feldarbeiterinnen und Arbeiter gelegentlich in den Schatten des mächtigen Nussbaums flüchteten. Wer gerade nichts zu tun hatte, kümmerte sich um Holzingers beide Ziegen, welche diese menschliche Zuneigung sichtlich genossen.
Die Bestellung des Versuchsfeldes ist das Vorzeigeprojekt in der Zusammenarbeit zwischen dem Team Ruhbenderhaus vom Freundeskreis Heimatmuseum und dem Leibniz-Gymnasium Östringen. Die im zweiten Jahr durchgeführte Aktion ist einer der Bausteine für die Anerkennung des Museums, speziell des Ruhbenderhauses, als Außerschulischer Lernort.
Anlässlich der Ernte befragte Stefan Bachstädter den Kopf des Teams und gelernten Landwirt Alfons Holzinger
S.B.: Sie schauen zufrieden auf das Ergebnis des Projekts. Wann begannen die Arbeiten?
A.H.: Wir machen das schon im zweiten Jahr. Dieses Getreide säten die Schüler von Hand.
Roggen, Weizen, Einkorn, Emmer und Dinkel schon im Herbst, Gerste und Hafer erst im Frühjahr.
Im ersten Jahr pflügten wir mit einer Kuh, diesmal mit meinem Trecker. Zum Einarbeiten des Saatgutes in die Erde waren die Kinder die Kuh. Sie zogen die Egge. Das klappte wunderbar.
Der Aufgang des Getreides war gut. Das Wetter passte. Die Frucht steht schön da.
S.B.: Was probiert ihr aus?
A.H.: Wir wirtschaften hundert prozentig biologisch. Das Saatgut wird nicht gebeizt. Wir setzen weder Unkraut- noch Schädlingsbekämpfungsmittel ein. Dennoch wachsen keine Disteln, Winden oder Melde im Weizen und Roggen. Vorher war der Acker eine Wiese, eine gut geeignete Vorfrucht. Auf Wiesen ist viel weniger Unkraut vorhanden als auf Äckern. Da dieses „weiße“ Getreide zum Brotbacken verwendet wird, würden wir beim Abliefern Abzüge bekommen, wenn Unkraut Anteile drin wären. Hafer und Gerste unterdrücken das Unkraut selber. Bei denen braucht man kein Unkraut zu bekämpfen. Sie sind auch gegen Pilzkrankheiten unempfindlich. Nach ein paar Jahren werden wir sehen, wie sich die Unkrautpopulation entwickelt. Die Gerste wird hauptsächlich zum Brauen und wie der Hafer als Futtermittel für die Pferde verwendet.
S.B.: Die Kartoffeln werden noch nicht geerntet?
A.H.: Im letzten Jahr hatten wir die Kartoffeln am unteren Ende des Feldes und oben das Getreide. Man soll wechseln und keine Monokulturen anbauen.
Bei den Kartoffeln steckten wir alle Sorten am selben Tag; die La Ratte, eine sehr alte, 1872, aus Frankreich stammende Sorte, die gängigen Bernina und Laura, sowie die seltene Congo. Die Saatkartoffeln sind schon beim Kauf gegen Aufgehkrankheiten gebeizt. Andernfalls würden sie schon in den Säcken auswachsen. Die frühe Sorte ging nur ein paar Tage eher auf.
S.B.: Was wächst sonst noch auf dem Acker?
A.H.: Hier vom Süßmais ist nur wenig aufgegangen. Aber die Kürbisse gedeihen alle prächtig: Die musste ich allerdings gießen. Dieses Jahr versuchte wir es mit farbenfrohen Hokaido, dem frühen Spaghetti und dem unempfindlichen Butternut und der „Fleischwurst“. Ich weiß nicht wie er heißt aber er sieht aus wie ein Ring Fleischwurst.
Die Sonnenblumen säten wir hauptsächlich für das Auge und für die Vögel. Die bunte Blumenwiese ist für die Bienen und Insekten.
S.B.: Woher haben Sie all die selten Sorten?
A.H.: Auf der Gartenausstellung traf ich eine Frau, die war so begeistert von unserem Projekt, dass sie mir ausreichend Samen schickte. Einiges holte ich auf dem Augustenberg und bei der Zentralgenossenschaft bekommt man alles. Seltene Sorten muss man bestellen.
S.B.: Was geschieht mit den geernteten Früchten?
A.H.: Den Weizen bündeln wir zu Garben, fahren ihn mit dem Leiterwagen ins Ruhbenderhaus.
Dort zeigen wir den Schülern, wie es früher war: Der Ausdrusch mit dem Flegel und die Reinigung mit dem Windflügel. Die Kartoffeln werden von Hand ausgemacht und die Schüler machen ein Kartoffelfest. Der Reinerlös kommt in die Klassenkasse. Die Kürbisse stehen im Herbst zur freien Verfügung. (Bac)
Reges Treiben herrschte auf dem Versuchsfeld des Leibniz-Gymnasiums.
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Die ermatteten Erntehelferinnen und Helfer flüchteten sich in den Schatten des Nussbaums. |
"Entdecken, was verbindet..."
… das konnten die zahlreichen Besucher anlässlich des Tages des offenen Denkmals am Sonntag, 9. 9. 2018 im Museum Ruhbenderhaus in Östringen bei den Vorträgen von Zimmermeister Michael Koschansky. Fachkundig erklärte Koschansky in der 1709 mit Eichenbalken erbauten Scheune den Aufbau des Fachwerkes und die Besonderheit des sogenannten „liegenden Stuhls“, bei dem die Lasten der Dachkonstruktion über die Seitenmauern ableitet werden und gleichzeitig ein offener ständerfreier Dachraum entstand. An Details wurden die aufwändigen Arbeitsschritte der Holzkonstruktion durch Ausklinken und Verzapfen erläutert. Diese stabile und statisch dauerhaft belastbare Holzkonstruktion kommt ohne Nägel aus. Anschaulich konnte man an den Füllungen der Gefache, die ursprünglich mit Holzgeflecht und Lehmbewurf, später mit Bruchsteinen oder Backsteinen repariert und ausgemauert wurden, die Entwicklung über die Jahrhunderte erkennen.
Mit dem Aufbau eines Fachwerkhauses waren nach den Ausführungen von Koschansky vor 300 Jahren zwei bis vier Personen in der Regel mehrere Jahre beschäftigt. Angefangen vom Aussuchen der Bäume im Wald, dem Fällen, dem Zurichten der Hölzer mit Sägen, dem Zimmermannsbeil (Breitbeil) sowie den verschiedenen Zieh- und Stemmeisen. Das Zurichten und der Aufbau erfolgten immer zuerst auf dem Boden und erst nach der Kennzeichnung der einzelnen Balken, Pfetten und Ständer erfolgte der eigentliche Fachwerkaufbau.
Neben den Vorträgen und Vorführungen im Ruhbenderhaus konnten die Besucher sowohl im Heimatmuseum „Altes Rathaus“ als auch im „Ruhbenderhaus“ Wissenswertes über die Wein- und Mostherstellung erfahren und Geräte dazu besichtigen. Edle Weine der Weingüter Honold und Thalsbach konnten von den Besuchern verkostet werden.
Einen lebendigen Beitrag steuerten die Schüler der von Dr. Thomas Barth geleiteten ÖKO AG vom Leibniz Gymnasiums Östringen bei. Unter Anleitung von Landwirt Alfons Holzinger, zeigten die Schüler und Schülerinnen, wie man aus dem in einer Langzeitstudie angebauten Getreide die Körner aus den Ähren mit Dreschflegeln im 4-er Takt heraus drischt. Das gedroschene Getreide wurde anschließend in einer historischen „Windmühle“ von der Spreu getrennt. Aus dem zu mahlenden Getreide wollen die Schüler zum „Erntedankfest im Ruhbenderhaus“ eigens Brot backen.
Des Weiteren haben die Schüler und Schülerinnen eindrucksvoll aus ihrer Studie berichtet, wie sich die einzelnen in ihrem Versuchsfeld angebauten Getreidesorten, jeweils mit und ohne Düngung entwickelt haben. (WR)
Gute Resonanz beim Tag des Offenen Denkmals
Insgesamt fast 100 Besucher verzeichneten die beiden Östringer Museen Ruhbenderhaus und das Heimatmuseum anlässlich des Tags des offenen Denkmals am 8. September. Angesichts der regnerischen Witterung zeigten sich die Veranstalter mit der Resonanz zufrieden und freuten sich über das Interesse der Besucher. Großen Anklang fand das Zusammenspiel von Kunst mit dem bäuerlich - rustikalen Umfeld der fränkischen Hofreite Ruhbenderhaus. Die farbstarken Gemälde Östringer Künstler vermittelten trotz oder gerade wegen dem Kontrast zu den grobbehauenen Sandsteinmauern etwa der Scheune und Stallungen mit ihren historisch bäuerlichen Gerätschaften dem Betrachter überraschende Effekte und Eindrücke.
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Die Ausstrahlung eines jeden Kunstwerks – meist mit Östringer Motiven - war in diesem Umfeld gewiss eine andere, vielleicht unmittelbarere und authentischere, als etwa in einer Galerie oder Kunsthalle. So zeigten sich viele Besucher überaus beeindruckt von den Werken der ausstellenden Östringer Künstler Herrmann Dischinger, Volker Habich, Jürgen Pfeifer, Ursula Richter, Jutta Steimel und Dietrich Stiffel, denen das Ruhbenderteam seinen herzlichen Dank für ihre Beteiligung ausspricht.
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Im Heimatmuseum bot Wolfgang Essig Führungen zur neu eröffneten naturkundlichen Sammlung an. Hier sind in sieben beleuchteten Vitrinen Gesteine und Fossilien aus dem Östringer Untergrund, Knochen- Kiefer- und Geweihfragmente eiszeitlicher Großsäuger wie Mammut, Auerochse, Riesenhirsche u.a. aus nahegelegenen Kiesgruben der Rheinebene ausgestellt und beschrieben. Eine Vitrine ist dem Löss als dem typischen und für die Landwirtschaft wichtigsten bodenbildenden Faktor im Kraichgau gewidmet. Viele Besucher waren erstaunt über die Fülle an Exponaten und äußerten sich anerkennend zum Konzept der Ausstellung, die in ihrer Art für Östringen ein Alleinstellungsmerkmal zwischen Karlsruhe und Heidelberg darstellt.
Schüler als Zugtiere
Das Korn ist reif!
Einmaliges Projekt des Leibniz-Gymnasiums Östringen im Jubiläumsjahr
Die Schülerinnen und Schüler der Ökö-AG des Leibniz Gymnasiums griffen zu Sichel und Sense, um das im Herbst des vergangenen Jahres gesätes Getreide zu ernten. Bauer Alfons Holzinger und Walter Rothermel vom Freundeskreis Heimatmuseum begleiteten das „bäuerlich Jahr“, in dem die Jugendlichen mit den Werkzeugen, Gerätschaften und Methoden ihrer Großeltern ein Getreidefeld bestellten. Auf dem gemeindeeigenen Acker im Gewann „Heuern“ ernteten sie Einkorn, Emmer, Dinkel, Weizen und Roggen.
Die fünf eingebauten Getreidearten
Das Schneiden der Halme mit der Sense war gar nicht so leicht wie es bei Holzinger aussah. Die „Jungbauern“ staunten nicht schlecht, als ihre Schulleiterin Ulrike Sauer-Ege mit sicherer Hand die Sense schwang. Die Studiendirektorin mit Kindheitserfahrungen in der Landwirtschaft und Holzinger beantworteten die Fragen nach dem Leben und Arbeiten der Landwirte vor Jahrzehnten, die nicht in der klimatisierten Kabine des Mähdreschers sitzend die Getreideernte einbrachten.
Der Landwirt Alfons Holzinger zeigt den "Schwung" .... und die Lehrkräfte Ulrike Sauer-Ege und Thomas Barth haben ihn auch drauf.
Die Schüler erfuhren am eigenen Leib wie schweißtreibend das Mähen mit dem Reff, das Aufheben der Mahd mit der Sichel, das Binden und Verladen der Garben in der prallen Sonne auf dem schattenlosen Feld war.
Die Schüler bei ihrer schweißtreibenden Arbeit
Die Garben werden verladen
Vor der Ernte ermittelten die Schüler die Erträge pro Hektar auf grün gedüngten und ungedüngten Parzellen. Während alle Getreidesorten auf den gedüngten Parzellen wesentlich mehr Erträge brachten, kehrten sich die Werte beim Einkorn um. Die Düngung ließ die Halme des ältesten Getreides in die Höhe schießen, verminderte aber den Ertrag. Eine im nahen Baum versteckte Kamera dokumentierte das Wachstum des Getreides, der Sonnenblumen, des Mais' und der Kartoffeln. Die Auswertung der Bilder, Messergebnisse und Beobachtungen bildet die Grundlage für weitere Erkenntnisse im Unterricht.
Die Garben wurden eingelagert und werden demnächst von den überaus engagierten Mitgliedern der Ökö-AG des Lehrers Thomas Barth mit dem Dreschflegel im Hof des Ruhbenderhauses gedroschen. Eine Schulklasse und zahlreiche Passanten verfolgten interessiert das ungewohnte Treiben auf dem Getreidefeld. (Bac)
Es rauchte und stank im Ruhbenderhaus
Das war von Birgit Wagner durchaus so gewollt, als sie am Sonntag die japanische Brenntechnik Raku zur Veredelung von Tongeschirr vorführte. An zwei Tischen formten Kinder Tonklumpen fantasievoll zu Gegenständen und Tieren. Die interessierten Besucher, zahlreiche aus der Region, wichen den Rauchschwaden aus und husteten das Kratzen aus dem Hals, als das weißglühende Brenngut aus dem gasbefeuerten Ofen in die Tonne mit Sägespänen gelegt wurde. Diese fingen Feuer und der Rauch färbte den Ton durch und durch schwarz. Behandelt man glasierte Gegenstände ebenso, dann bekommt die Glasur feine Risse, die sich schwärzen und ein dekoratives Liniennetz bilden.
Die engagierte Wieslocher Künstlerin verstand es, ihre Begeisterung für die Raku Brenntechnik auf die Besucher zu übertragen. Sie will nicht nur das Töpfern als Handwerkskunst erhalten und verbreiten, sondern auch fremde Techniken vermitteln. Sie vermarktet zwar ihr Hobby, hat sich aber die Freude und den Spaß am zweckfreien kreativen Schaffen bewahrt.
Die Veranstaltung des Teams Ruhbenderhaus im Freundeskreis Heimatmuseum fand im Rahmen der Reihe „Aussterbende Berufe“ im Programm des Jubiläumsjahres 1250 Jahre Östringen statt.
Im Alten Rathaus zeigte Michaela Klefenz in einer Sonderausstellung zum Töpferhandwerk Werkzeuge und Produkte dieser uralten Kulturtechnik mit erläuternden Texten. (Bac)
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Kartoffelernte
Das bäuerliche Jahr gestalteten die Schülerinnen und Schüler des Leibniz Gymnasiums in enger Zusammenarbeit mit dem Team Ruhbenderhaus im Freundeskreis Heimatmuseum wie zu Großelterns Zeiten. Im Frühjahr steckten sie auf ihrem Versuchsfeld im Gewann Heuern unter Anleitung von Alfons Holzinger die Kartoffelsorten Sieglinde, Laura, Bamberger Hörnchen und Finka.
Die Hobbybauern versammelten sich mit ihrem Lehrer Thomas Barth gespannt an den beiden Kartoffelreihen. Schon am Kraut der Kartoffeln erkannten sie, dass die Erträge bei den einzelnen Sorten verschieden ausfallen würden. Sie gruben mit dem Karst und mit bloßen Händen die Knollen aus der Erde. Die Erklärung für die wenigen kleinen Knollen, die sie bei den Bamberger Hörnchen zu fassen bekamen, war schnell gefunden: zu trocken und auch in normalen Jahren geringer Ertrag.
Den besten Ertrag brachte die Sorte Laura.
Wegen der Trockenheit verzichteten die Erntehelfer auf das Kartoffelfeuer und ließen sich die „Grumbiere“ ohne alle Zutaten vom Grill schmecken. Beim Weihnachtsbazar der Schule dürfen sie dann alle mit Zutaten probieren. (Bac)
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