Nach der Eröffnung des Museums "Bäuerliches Leben" war das Interesse, nicht nur bei Besuchern des Ruhbenderhauses, sondern auch bei Schulen groß. Schnell sprach sich herum, was es zu sehen, zu erfahren und durch aktive Mitarbeit zu erleben gab. Der Freundeskreis reagierte und legte speziell für die Schulen zusätzlich ein Versuchsfeld an. Der Außerschulische Lernort war geboren.   

  • Rund 300 Schülerinnen und Schüler aller Schularten aus Östringen und den umliegenden Ortschaften besuchen mit Ihren Lehrerinnen und Lehrern jährlich das Ruhbenderhaus.

  • Auf dem Versuchsfeld werden von der Aussaat bis zur Ernte Getreide und Gemüse angebaut. Durch vergleichende Versuche lernen Schülerinnen und Schüler, wie sich konventionelle und biologisch-dynamische Anbaumethoden, z. B. nach Demeter, auf den Ertrag bei alten und neuen Sorten auswirken.

  • Dazu hat das Leibniz-Gymnasium Östringen eigene Lernmodule entwickelt.

  • Alle Aktivitäten finden unter tätiger Mitwirkung der Schülerinnen und Schüler statt.

  • Das mehrfach ausgezeichnete „Äpfele-Projekt“ des LGÖ findet im Ruhbenderhaus mit dem Mostpressen seinen Abschluss und Höhepunkt.  

 

In einer zunehmend digitalisierten Welt ist und bleibt Bodenhaftung für eine Gesellschaft ein wichtiger Fixpunkt, um in dieser unserer schnelllebigen Zeit nicht die Orientierung zu verlieren. Deshalb sollte dem Heimatbegriff gerade im Bildungsbereich genügend Projektionsfläche eingeräumt werden. In der Grundschule festigen die Schülerinnen und Schüler ihre Beziehungen zur heimatlichen Umgebung. Dies geschieht vielfach auf emotionalem Wege. Das Erlebnis der vielfältigen, landschaftlichen Schönheit der unbelebten und der belebten heimatlichen Natur- und Kulturlandschaft soll zu einer innigen Vertrautheit mit dem Heimatraum führen.

Diesen emotionalen Zugang bietet das Ruhbenderhaus als typische Wohn- und Arbeitsstätte der früheren Agrargesellschaft. Es wird vorstellbar unter welchen Bedingungen kleinbäuerliche Familien in Östringen gelebt haben.

Welche Bedeutung das Ruhbenderhaus als außerschulischer Lernort für die Schulen haben kann, verdeutlicht die nachfolgende Schilderung von Jessica Fink, Grundschulehrerin an der Silcherschule Östringen:

  

Besonders beeindruckend sind Vorführungen und praktische Anwendungen damaliger Arbeitsabläufe. Dies beginnt bereits auf dem nahegelegenen Versuchsfeld. Hier werden alte und moderne Getreidesorten auf den gemeinsam bearbeiteten Ackerflächen ausgesät, ihr Wachstum beobachtet und schließlich gemeinsam geerntet. Dabei werden Vergleichsanalysen verschiedener Anbaumethoden z. B. mit und ohne Düngung, Unkrautbekämpfung u. a. durchgeführt. Lernmodule „Selbst ist der Bauer“ und „Vom Korn zum Mehl“ verdeutlichen anschaulich die früheren Arbeits- und Lebensweisen, wie im Bildungsplan von Baden- Württemberg für die Sekundarstufe I vorgesehen.

In diesem Jahr kommt im Übrigen ein Feld hinzu, auf dem wieder früher verbreitete ackerbauliche Begleitpflanzen wachsen dürfen, welche durch die Bekämpfungsmethoden der modernen Landwirtschaft mittlerweile verschwunden und heute vom Aussterben bedroht sind. Dies ist ein Beitrag zum Erhalt der Artenvielfalt.

 

An die Scheune schließt sich ein kleiner Kräuter- und Hausgarten an, der liebevoll nach den Grundsätzen des Demeter – Anbaus bewirtschaftet wird. Ein ganz großes Highlight ist das Projekt Äpfele, welches bereits vor über 20 Jahren am Leibniz-Gymnasiums im Rahmen einer Biologie AG entstanden ist. Die Ernte, der von ihren Besitzern zur Verfügung gestellten oder gepachteten Streuobstwiesen wurde bei Süßmostherstellern abgegeben und der Erlös in Form von Bio - Apfelschorle bei Schulfesten verkauft. Jetzt bietet das Ruhbenderhaus die Möglichkeit den Apfelmost auf traditionelle Weise selbst zu pressen und zu verkosten. Bei der letztjährigen Kampagne beteiligten sich 5 Klassen mit ca. 140 begeisterten Schülerinnen und Schülern. Angeleitet und betreut werden die Schulklassen und Gruppen von Alfons Holzinger, einem ehemaligen Landwirt aus Östringen, seinen Helfern und ihren Lehrkräften.

Das bäuerliche Jahr im Ruhbenderhaus beginnt eigentlich schon im Oktober des Vorjahrs mit der Vorbereitung der Felder und der Aussaat der Wintergetreide Roggen, Winterweizen, Dinkel, Einkorn und Emmer sowie Hartweizen (Durum). Im März erfolgt die Aussaat der Sommergetreide Gerste und Hafer sowie Lein und Erbsen. Im Mai werden Kartoffeln gesteckt. Die nachfolgenden Pflegearbeiten, wie zum Beispiel das Häufeln werden von den Schülern unter Anleitung durchgeführt. Im Juli wird das Getreide mit der Sense (Reff) gemäht, in den folgenden Tagen mit Dreschflegeln auf traditionelle Weise gedroschen und mit der Windfege gereinigt. Auch dabei steht die Eigentätigkeit der Schülerinnen und Schüler im Vordergrund. Im September ist die Zeit der Kartoffelernte, zünftig mit gegarten Feuerkartoffeln, – ein Genusserlebnis! Mit dem Mostpressen und der Verkostung von frisch gepresstem Apfelsaft schließt das bäuerlich-pädagogische Jahr mit einem weiteren Höhepunkt ab.

 

 

 

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