Walter Rothermel
Walter Rothermel wurde 1940, als Sohn des Bäckermeisters Martin Rothermel, in Östringen geboren und wuchs zusammen mit sechs Geschwistern in der väterlichen Bäckerei am Leiberg auf. Nach seiner Ausbildung zum Industrie- und Exportkaufmann sowie zum Textilkaufmann an der Staatlichen Textil- und Ingenieurfachschule in Münchberg/Oberfranken, erwarb er den Abschluss als Betriebswirt an der Abendakademie in Mannheim.
Seine berufliche Laufbahn begann bei der Vogtländischen Gardinenweberei Renz & Sohn GmbH in Langenbrücken, wo er für den Export nach Südafrika verantwortlich war. Anschließend arbeitete er als Reisevertreter für Miederwaren bei der Miederwarenfabrik Edmund Köhler KG in Zeutern, bevor er 1965 als Einkäufer, im neu gegründeten Chemiefaserwerk der ICI (Europa) Fibres GmbH, in Östringen begann. Im Laufe der Jahre stieg er zum Einkaufsleiter auf und übernahm zusätzlich die Leitung der allgemeinen Verwaltung und Materialwirtschaft, wozu auch Öffentlichkeitsarbeit und Immobilienverwaltung gehörten.
In enger Zusammenarbeit mit Dietmar Hopp und Hasso Plattner, konnte Walter Rothermel 1972 seine Einkaufskenntnisse bei der Entwicklung des ersten Online-Software-Systems einbringen, das zur Gründung der SAP führte.
1993, nach der Übernahme durch DuPont de Nemours (Deutschland) GmbH, war er bis zu seinem Ausscheiden 1995 als Purchasing Manager für die Werke in Östringen, Uentrop, Rozenburg und Kerkrade zuständig.
1996 investierte er gemeinsam mit seinem Bruder Winfried in neueste Technologien der Druck- und Medienbranche und entwickelte eine Branchensoftware für Druckereien als Add-on zur SAP-Software.
Walter Rothermel engagierte sich, neben seiner beruflichen Laufbahn, ehrenamtlich in verschiedenen Bereichen, darunter als Kirchengemeinderat und Vorsitzender des Elternbeirats. 1972 übernahm er den Vorsitz des Verkehrsvereins und revitalisierte das Karnevalsbrauchtum durch die Gründung der „Wicker-Wacker KG“. In seiner siebenjährigen Amtszeit organisierte er Prunksitzungen, Ausstellungen und Bälle und war auch Sitzungspräsident. Zudem spielte er eine entscheidende Rolle bei der Sicherung des künstlerischen Nachlasses des in Östringen geborenen jüdischen Malers Gustav Wolf.
Auch zur Entwicklung der Städtepartnerschaft mit Abergavenny/Wales trug Walter Rothermel maßgeblich bei. Durch seine Kontakte im ICI-Konzern organisierte er über 20 kulturelle Besuche zwischen Östringen und Abergavenny. Besonders beliebt waren die Konzerte der Gwent-Singers, in Östringen und der Region. Bei der Verleihung der Landesehrennadel im Oktober 1992 bezeichnete ihn Bürgermeister Erich Bamberger als „Transmissionsriemen“ dieser Partnerschaften.
Walter Rothermel engagiert sich auch leidenschaftlich für die Heimatkultur in Östringen. 2009 initiierte er, gemeinsam mit Manfred Huber, einen Freundeskreis, um das Ruhbenderhaus am Leiberg, eines der letzten bäuerlichen Anwesen, zu erhalten und mit landwirtschaftlichen Geräten auszustatten. In Zusammenarbeit mit lokalen Bildungseinrichtungen erhielt das Ruhbenderhaus den Status eines „Außerschulischen Lernorts“ und wurde 2024, im Wettbewerb „Heimatmuseum hat Zukunft“, vom Regierungspräsidium Karlsruhe ausgezeichnet.
Als Kenner der Nylon Immobilie spielte Rothermel eine Schlüsselrolle beim Verkauf der stillgelegten Nylon-Faserwerke, was zur Schaffung eines Industrieparks beitrug. Er sicherte viele historische Objekte und Dokumente, die nun in einem von der Stadt Östringen bereitgestellten Archiv aufbewahrt werden. Die Aufarbeitung dieser Dokumente, durch Christoph Wohlfarth, führte zur Veröffentlichung des gemeinsam erstellten Buches „Die Nylon“, im Jahr 2024.
Für sein langjähriges, erfolgreiches ehrenamtliches Engagement in seiner Heimatgemeinde, erhielt Rothermel 2025 die Bürger-Medaille der Stadt Östringen.
Zudem ist er seit 1989 Mitglied beim Lions Club Waghäusel-Eremitage und setzt sich nach den ethischen Grundsätzen der LIONS für das Gemeinwohl ein.
Veröffentlichungen: 2018: Mitautor der Chronik Östringen – vom Dorf zur Stadt, Herausgeber Stadt Östringen, Verlag Regionalkultur, Ubstadt-Weiher, ISBN 978-3-95505-114-3 2024: Mitautor und Mitherausgeber der Firmenchronik Die Nylon – Geschichte des Östringer Faserwerkes im Auftrag der Stadt Östringen, Verlag Regionalkultur, Ubstadt-Weiher, ISBN 978-3-95505-274-4
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