Seniorinnen und Senioren erzählen:

Die Schinderhütte
Geht man von der Schutzhütte bei der Kimling-Eiche auf dem Richtweg, der die Straßen nach Mühlhausen und die nach Rettigheim verbindet, 150 Schritte nach Westen, dann kreuzt ein unbefestigter Holzabfuhrweg den Richtweg. Biegt man nach links in den Holzabfuhrweg Richtung "Dornhecke" ab, so befindet man sich an der Stelle, an der rechter Hand die Schinderhütte stand. Von der Hütte ist nichts mehr zu sehen. Vielleicht befinden sich unter dem lockeren Waldboden noch Fundamente des einstigen Holzbaus. Der Beobachter, der den Standort kennt, kann eine leichte Veränderung im geneigten Gelände erahnen.
Der ehemalige Ordnungsbeamte der Stadt Östringen, Robert Hammer, erinnert sich noch an die Hütte und berichtet, was es mit ihr auf sich hatte. Die meisten Östringer Einwohner hielten sich Haustiere. Die großen Bauern hatten Pferde und Rinder. Schweine hielten sich so gut wie alle Nebenerwerbslandwirte. In der Mitte des letzten Jahrhunderts standen noch viele Ziegen in den Ställen. Brachen Tierseuchen oder Krankheiten aus, dann mussten die Kadaver der verendeten Tiere rasch entsorgt werden, damit keine anderen Tiere angesteckt wurden. Das heißt, die Kadaver der gefallenen Tiere mussten unverzüglich aus den Ställen entfernt werden. Sie wurden in die abgelegene Schinderhütte gekarrt, und dort zwischengelagert bis sie die Männer der Tierkörperbeseitigungsanstalt abholten.
Tiere, die sich bei Stürzen schwer verletzten, durften notgeschlachtet werden, und ihr Fleisch wurde im eigenen Haushalt verbraucht oder in der Freibank verkauft. (Bac)