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Das Heimatmuseum im Alten Rathaus in der Hauptstraße 100 wurde im Jahre 1768 im barocken Stil erbaut. Sein Vorgänger im Hintergassenviertel wird in den Jahren 1530 und 1627 erwähnt.

1768: Goethe war gerade 19, er ließ sich nach einem Blutsturz liebevoll gesund pflegen, bevor er in Straßburg studierte. Schiller war 9 und ging in Ludwigsburg in die Lateinschule. Napoleon wurde erst im folgenden Jahr auf Korsika geboren. Preußen hatte sich gerade Schlesien unter den Nagel gerissen und Maria Theresias Tochter Marie Antoinette, die später auf dem Schafott in Paris enden wird, war gerade 13 Jahre alt. Mozart war 12 und Beethoven wird erst 1770 geboren.

In dieser ereignisreichen Zeit wird in Östringen ein neues Rathaus gebaut, das heutige Heimatmuseum.

Der zweigeschossige Neubau mit Keller und Speicher ist von einem Türmchen gekrönt. Darin befanden sich ein Uhrwerk und zwei Glocken. Es diente als Sitzungs-, Verwaltungs- und Gerichtsgebäude bis es 1896 vom Rathaus auf dem Kirchberg ersetzt wurde.

Der Fanfarenzug der Freiwilligen Feuerwehr, die Sanitätskolonne des Deutschen Roten Kreuzes und Vereine nutzten es in der Folgezeit als Übungs- und Proberaum. Auch der örtliche Polizeiposten war darin untergebracht.

In einigen Räumen ließ die Gemeinde parallel zur genannten Nutzung sozial schwache Personen und Familien wohnen.

Das Alte Rathaus wurde von Grund auf saniert und im Jahre 1974 als Heimatmuseum eröffnet. Seither beherbergt es die Sammlungen des Heimatmuseums. Nacheinander leiteten Josef Hartlieb, Dr. Theodor Brauch, Robert Habich, Heribert Oestrich, Karl-Heinz Breitner das Museum. Seit 2020 ist Gabriele Offner als Leiterin des Heimatmuseums. Es beherbergt auf drei Geschossen reichhaltige Sammlungen aus allen Lebensbereichen.

Das Heimatmuseum ist eine städtische Einrichtung. Es wird betreut von zurzeit 50 Personen des Freundeskreises Heimatmuseum in den Abteilungen Museum, Ruhbenderhaus bäuerliches Leben, Archiv und Arbeitskreis Archäologie. Er kümmert sich um das Sammeln, Bewahren und Vermitteln des Alten. Veranstaltungen, Ausstellungen, Vorführungen und Mitmachaktionen kommen bei der Bevölkerung gut an.

Das Ruhbenderhaus erwarb die Stadt 2013 und überließ es dem Freundeskreis zur Unterbringung von Objekten, Maschinen und Geräten aus dem bäuerlichen Leben. Inzwischen wurde es zunehmend ein außerschulischer Lernort, an dem Schülerinnen und Schüler das Leben ihrer Vorfahren kennen lernen. Im Advent erfreut sich die von Roswitha Gambichler organisierte Herbergsuche in authentischem Ambiente großer Beliebtheit.

Im Stadtarchiv befinden sich hauptsächlich die Bücher und Akten, die im Turm des Museums zum Teil der Witterung ausgesetzt waren. Inzwischen sind sie in ein ehemaliges Klassenzimmer der Musikschule verbracht. Sie werden von Gabriele Offner und ihrem Team  gereinigt, geordnet und in Kartons verpackt. Sie können jetzt wissenschaftlich genutzt werden.

Im Nylon Archiv und dem dazugehörenden Exponatenlager halten wir die Erinnerung an die "Nylon Faserwerke" wach und vermitteln Besuchern die historische Bedeutung  der „Nylon“ für Östringen und die umliegenden Kraichgauorte. Das ehemals größte Kunstfaserwerk Europas durchlebte eine wechselvolle Geschichte beginnend mit dem ersten Spatenstich 1963 durch die Britisch Nylon Spinners und erlangte in seiner Blütezeit unter den Firmen ICI und DuPont eine weltweit führende Position auf dem Chemiefasermarkt. Danach folgten weitere Eigentümerwechsel zu Invista und Nilit, bis zur endgültigen Schließung im Jahr 2012. 

Der Arbeitskreis Archäologie ist auf dem Gebiet der Bodendenkmalpflege aktiv. Die Mitglieder besitzen einen Ausweis für Ehrenamtliche des Landesdenkmalamtes Stuttgart. Sie begehen das Feld auf der Suche nach Besiedlungsresten, wie Fundamenten, Ziegelscherben und sonstigen Hinweisen.  An den "Hügelgräbern" an der Gemarkungsgrenze auf Mühlhausener Gebiet erstellten sie eine Infotafel. An der westlichen Grenze zu Bad Schönborn erkundete Helmut Essert  eine römische Hofanlage. Sie sichern Grenzsteine, werten sie aus und planen ihr Aufstellung im öffentlichen Bereich.