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Ärarischer Schilfsandsteinbruch beim Stifterhof

 

Das Steinhauer- und Steinmetzgewerbe hat in Odenheim eine lange Tradition. Dieser im Volksmund als „Bettelmannküch“ bekannte Steinbruch, ist einer von drei ehemaligen Steinbrüchen am Stifterhof, welche die Wiege des Gewerbes gewesen sein dürften. Die Aufbauten zur Befestigung des ehemaligen Klosters Wigoldesberg ab dem Jahr 1377 leitete die wechselvolle Geschichte des Abbaus und der Verarbeitung der Odenheimer Sandsteine ein. Diese sind keineswegs einheitlich, sondern liegen je nach Abbaugebiet in verschiedener Färbung und Qualität vor. Hier in der „Bettelmannsküch“, wie auch im ehemaligen Steinbruch Hagenbach (Tafel 12) überwiegt zum Beispiel fleischfarbender, dunkelrot getupfter, relativ weicher Sandstein. Die Steine der ehemaligen Steinbrüche Elsbach, Böschelter, Zinkenbusch und Taubenklinge weisen eine wesentlich hellere, weißgraue bis ins Oliv gehende Färbung auf. Durch ihre kompaktere, leicht verkieselte Bindung eigneten sie sich als Bausteine besser und sind deshalb an zahlreichen historischen öffentlichen und privaten Gebäuden in Odenheim anzutreffen. Der Dreißigjährige Krieg brachte das Gewerbe vorübergehend zum Erliegen. Doch im Jahr 1650 wurde der erste namentlich nachweisbare Odenheimer Steinhauer, ein gewisser Michael Galle (1650-1726), geboren. Eine rege Bautätigkeit, ausgelöst durch die in Bruchsal residierende Fürstbischöfe von Speyer, sorgte in Odenheim für ein Aufblühen des Steinhauergewerbes. So lebten im Jahr 1725 unter den 1120 Einwohnern 50 Steinhauer und Steinmetze und 45 Maurer. Nach Jahren der Stagnation in der Napoleonischen Zeit und während die Revolutionskriege leitete die Reichsgründung von 1871 eine Blütezeit des Steinhauer- und Steinmetzgewerbes ein, die im Jahr 1900 ihren absoluten Höhepunkt fand. Allein in Odenheim waren 131 Beschäftigte ansässig, zusammen mit auswärtigen Pendlern aus den Nachbarorten dürften es mehrere Hundert gewesen sein, die in der Branche arbeiteten. Jeder dritte Odenheimer Erwerbstätige hatte mit der Steinhauerei in irgendeiner Form zu tun. Odenheim war neben Mühlbach am Heuchelberg das Kraichgauer Steinhauerdorf schlechthin. Zahlreiche Kirchen in der näheren und weiteren Umgebung, u.a. die Östringer Kirche, aber auch das Bruchsaler Schloss, der Hauptbahnhof von Freiburg oder der badische Bahnhof in Basel profitierten von Odenheimer Sandsteinen. Besonders zahlreich waren die Aufträge aus Mannheim, wo die Friedrichsbrücke und ganze Straßenzüge mit Sandstein aus Odenheim gebaut wurden. Der erste Weltkrieg brachte einen tiefen Einschnitt. Zahlreiche Fachkräfte waren gefallen oder kehrten als Kriegsversehrte in die Heimat zurück. Die anschließende Rezession und Inflation zwangen viele, in andere Berufe auszuweichen. Die Zahl der im Steinhauergewerbe Beschäftigten 1925 noch mit 65 angegeben, schwand mehr und mehr. Steinbrüche mit guter Qualität waren großen Teils ausgebeutet, zudem ersetzte Beton die Bruchsteine als Baustoff. Als einer der Letzten wurden die Steinbrüche Bettelmannsküch, Taubenklinge und Hagenbach in den 1960 iger Jahren entgültig geschlossen. Das Steinmetzgewerbe wird heute nur noch von zwei, in Odenheim ansässigen, Traditionsbetrieben vertreten.

 

 

Der Abschnitt bis zur nächsten Station mit der Tafel 6 Wigoldesberg ist ca. 4,5 Kilometer lang und verläuft zunächst 300 m entlang der Verbindungsstraße auf den Schindelberg. Kurz vor der Linkskurve geht es rechts hoch auf den Steinacker und am Waldrand entlang weiter nach rechts ca. 300 m abwärts. Jetzt im Wald den Forstweg zum Bannwald unterhalb der ehemaligen Bergmotte Greifenberg ca. 900 m vorbei und hinauf bis zum Wegekreuzung. Nach rechts die Sperberallee hinauf und nach der nächsten Kreuzung links hoch auf den Wigoldesberg. Trittsichere können nun den unbefestigten direkten Fußweg nehmen. Aber auch der Fahrweg führt und durch die Rebanlagen hoch zur Michaelskapelle. Den Aussichtspunkt mit der Tafel 6 erreichen sie auf dem Fahrweg ca. 400 m östlich der Kapelle an einem schönen Rastplatz.